Luppenau

Dr. Hubert Albrecht, Ehrenbürger der Gemeinde Schkopau
SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - August 2010
Autor: Ilja Bakkal

Dr. Hubert Albrecht, geb. am 31.Oktober 1931, blickt auf ein 54 jähriges Arbeitsleben zurück, das mit unserer Region eng verbunden ist. 39 Jahre verbrachte er in den Chemischen Werken BUNA bzw. der BUNA-AG.                                                                                     
 Damit verbinden sich Begriffe wie: Synthesekautschuk, Elaste, Acetaldehyd, Forschung, Abteilungsleiter, Betriebsdirektor, Spartenleiter, aber auch Aufsichtsratsmitglied.
Den zweiten Teil seines nunmehr ehrenamtlichen Arbeitslebens hat Dr. Hubert Albrecht
den ehemaligen Restlöchern des Tagebaus Merseburg Ost gewidmet. Im Rahmen seiner Tätigkeit als stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Luppenau von  1999 bis 2004, initiierte er die Gründung des Zweckverbandes Saale-Elster-Luppe-Aue (SELA) und führte den Vorsitz der Verbandsversammlung. Seit 2005 ist er Geschäftsführer des ZV, zu dem damals die Anlieger Burgliebenau, Luppenau, Raßnitz, Wallendorf, von 2003 bis 2009 Zöschen und die Gemeinde Schkopau gehörten.
Dr. Albrecht hat sich ein neues Feld erschlossen, eben die Gestaltung und Wiederherstellung der Natur. Es war es eine einmalige Chance, die er erkannt, genutzt und in seinem und unser aller Interesse beeinflusst hat. Dabei hatte er im Spannungsfeld zwischen Bergamt, LMBV, Umweltbehörde, NABU und den Anliegerinteressen zu navigieren. Unter seiner Leitung wurde ein Nutzungskonzept erarbeitet und fortlaufend den veränderten Gegebenheiten angepasst.
 Seiner Initiative ist es zu danken, dass der Kauf der Seen, einschließlich der dazugehörigen Randbereiche, mit Unterstützung Korbethas möglich wurde. Mit eingeworbenen Fördermitteln konnte die Infrastruktur realisiert werden. Weitere Finanzierungen erfolgen durch jährliche Gemeindeumlagen der Mitglieder des ZV und Einnahmen aus Jagd- und Fischereipacht.
 Inzwischen liegt ein paradiesisches Areal vor uns, mit Ufern und Inseln, schützenswerten Tieren und Pflanzen, Radwegen, Rastplätzen, Stegen, Sandstränden und Volleyballplätzen. Die Restlöcher heißen Wallendorfer und Raßnitzer See.
 Ein Schwerpunkt seines Engagements ist die Problematik der Regulierung des Wasserstandes. Seit Jahren werden aus Naturschutzgründen erhebliche Mittel für das Auspumpen des Wallendorfer Sees gebunden. Dr. Albrecht legte wiederholt Projekte vor, die Möglichkeit eines natürlichen Ablaufs über die Luppe aufzeigen. Die Art und Weise wie er hier von Behörden abgewiesen wurde, erreicht Grenzen des Zumutbaren. Ein Erfolg in dieser Sache würde das Lebenswerk Dr. Albrechts abrunden.
In gleichem Maße wie die Landschaftsgestaltung voranschreitet, hat sich der ZV mit den Folgen des Vandalismus auseinanderzusetzen und das unter den konkreten Bedingungen einer fehlenden effektiven Exekutive. So hat sich Dr. Albrecht wiederholt bei Verstößen Personen entgegengestellt und somit Zivilcourage gezeigt, was allein schon eine Würdigung verdient hätte.
Schwer erkrankt, hat Dr. Albrecht bis zum heutigen Tag nicht aufgehört zu arbeiten.
 


Ehemalige Bürgermeisterinnen A.-M. Lehmann und H. Kramer
Fotos: Ilja Bakkal

Am Morgen des 13. Juli 2010  war unter der alten Platane im Löpitzer Schlosspark ein Zelt aufgebaut worden, in dem die festliche Dekoration und ein Buffet auf eine besondere Feierlichkeit einstimmten. 12 Personen hatten sich eingefunden und warteten auf Dr. Hubert Albrecht, der gemeinsam mit seiner Ehefrau, durch die Ortsbürgermeisterin Edith Uhlmann begleitet, eintraf. Wenige Tage zuvor hatte der Gemeinderat Schkopau mit überwältigender Mehrheit Dr. Hubert Albrecht zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt. Dieses außergewöhnlich freudige Ereignis wird durch den angeschlagen Gesundheitszustand des Geschäftsführers des Zweckverbandes Saale-Elster-Luppe-Aue getrübt. So erklärt sich der kleine Rahmen, die frühe Morgenstunde und das offene Zelt an frischer Luft.
Ilja Bakkal, ebenfalls aus Löpitz, las die Laudatio. Er las hier zum zweiten Mal, weil Dr. Albrecht nicht an der Festveranstaltung zur 60-Jahrfeier Luppenaus teilnehmen konnte. Dort hatten sich die Gäste zum Ende applaudierend von ihren Plätzen erhoben.


Feuerpfeil für die Wasserrettung der FF LuppenauF
F otos: Ilja Bakkal

Im Zelt wäre eine derartige Ovation nicht angemessen gewesen aber umso mehr war eine Atmosphäre des tief empfundenen Respekts, der Achtung und Dankbarkeit vor der Lebensleistung nahezu körperlich spürbar. Die Anwesenden wussten, wovon gesprochen wurde, kennen Dr. Albrecht aus der alltäglichen Zusammenarbeit und das nicht nur den Zweckverband betreffend. Mit Heinz Rehmann und seiner Ehefrau waren langjährige Freunde aus der Zeit im BUNA-Werk erschienen.
 Bürgermeister Detlef Albrecht fand sehr persönliche Worte der Würdigung und überreichte mit der Urkunde Blumen und Geschenk. Alle Gäste, die nach ihm das Wort ergriffen, betonten die fruchtbare Zusammenarbeit und ließen erkennen, welche Kraft und Hartnäckigkeit für das Erreichte eingesetzt werden mussten.
Dr. Hubert Albrecht nahm die Ehrenbürgerschaft an und schilderte in einer bewegenden Rede seinen Werdegang in unserer Region, seine Liebe zur Natur und wie ihn die Möglichkeit an der Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft teilhaben zu können, beglückt hat. In seinen Erinnerungen fanden die Mitstreiter ihrerseits Dank und Anerkennung.
Es hatte durchaus den Charakter eines Vermächtnisses, als Dr. Hubert Albrecht  abschließend den Wunsch äußerte, dass die Menschen sich den Raßnitzer und Wallendorfer See in noch größerem Umfang erschließen sollten, in Ehrfurcht vor der Umwelt.